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Unsachliche Kritik!

2008-04-19

Der schwarz-grüne Koalitionsvertrag steht. Noch ist er nicht verabschiedet, nur unterschrieben. Doch die erste Kritiker melden sich bereits, zum Teil zu recht, zum Teil einfach nur unsachlich und beleidigt. Ich bin mit meiner Meinungsbildung noch nicht am Ende, kann jedoch auch viele positive Stellen in diesem Koalitionsvertrag finden. Das Kohlekraftwerk Moorburg bleibt allerdings eine schwierige Position. Hier hatte die CDU vor der Wahl Fakten geschaffen, die jetzt eine vorsichtiges und vor allem klagesicheres Vorgehen bedingen. (dazu später mehr)

Ich kann mit inhaltliche Debatten zu diesem Koalitonsvertrag gut umgehen. Natürlich ist da nicht allesgrün drinne, mit der Elbvertiefung und der A26 stehen da einige ziemliche Brocken drinne. Aber wenn ich mir die unsachliche Kritik vor allem von der SPD anhören muss, habe ich wenig Verständnis für diese Partei.

Einerseits wollen sie kein Kohlekraftwerk Moorburg, zumindest hat die Fraktion einen solchen Antrag in die Bürgerschaft eingebracht. Andererseits bringt der Hamburger Landesvorsitzenden und stellvertretende Fraktionsvorsitzenden Egloff in einem Meinungsbeitrag zum Ausdruck, das Kraftwerk müssen gebaut werden. Unterstützung bekommt er dabei vom SPD-Bundesumweltminister Sigmar Gabrie, der Kohlekraft für unverzichtbar hält. Da ist mit die Kritik der Linken doch wesentlich differenzierter.

Und jetzt auch noch Kurt Beck. Die Entscheidung über die Elbvertiefung wird von ihm kritisiert. Verwunderlich, denn die Hamburger SPD wollte die doch auch. Und er warnt vor dem Kompromiss in der Schulpolitik. Sicherlich, das ist keine Gemeinschaftsschule, wie sie in unserem Wahlprogramm steht. Aber andererseits ist es der Einstieg in ein längeres gemeinsames Lernen. Und das wollte die SPD ja auch, die sich nur nicht so ganz entscheiden konnte, ob sie schon einmal die große Koalition proben sollte oder doch lieber mit dem GAL-Modell weiter machen.

Ich habe den Eindruck, die SPD ist vor allem beleidigt. Dabei hätte sie doch auch die Chance gehabt, den Versuch einer linken Mehrheit zu wagen. Statt dessen sollte es doch bitte eine große Koalition sein. Schwarz-Grün ist ein emotionales Thema, vor allem für uns grüne. Aber die SPD sollte noch einmal darüber nachdenken, warum sie problemlos mit jedem darf, während die Grünen doch bitte nur mit ihr sollen.

Lehrerin mit zweifelhafter Bildung

2008-01-24

Also, mal ein Blog Eintrag zur Linken. Deren Spitzenkandidatin Dora Heyenn ist heute im Welt Interview
. Und in der Debatte um eine Schule für alle zeigt sie ganz klar, wie man dieses schwierige Thema nicht an die Menschen bringt. Jeder Altphilologe, aber auch jeder Mensch mit einer gewissen Allgemeinbildung, wird die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, wenn man den Satz „Das heißt übersetzt Turnhalle und ist einfach eine Schule, auf der man Abitur macht.“ liest. Aus dem englischen stimmt diese Übersetzung zwar, auch im alten Griechenland war das Gymnasion zu erst eine Trainigsstätte. Später jedoch der Ort, wo Retoriker und Philosphen ihre Schützlinge unterrichteten. Also wesentlich mehr als die wörtiche Übersetzung aus dem Englischen.

Auch ist der zweite Teil des Satzes entscheidend. Denn viele Menschen sehen das Gymnasium und vor allem das Abitur immer noch als Möglichkeit zum sozialen Aufstieg an. Und einige andere als Elitäre Ausbilungsstätte. Wichtig ist hier zu betonen, dass die Oberstufe mit dem Abitur auch bei der Gemeinschaftsschule erhalten bleibt. Und da vorher nicht schon aussortiert wird und damit keine Wege verbaut werden, steigt auch für den einzelnen Schüler und die Schülerin die Chance, selber Abitur zu machen.

In der Vermittelung dieser Ziele kann man jedoch nicht einfach platt sagen, das Gymnasium wird überbewertet. Man muss die Fragen und Sorgen der Menschen ernst nehmen und mit ihnen auf Augenhöhe diskutieren. Deshalb soll die Gemeinschaftsschule ja auch nicht übers Knie gebrochen werden, wie es die CDU mit dem Zwei-Säulen-Ansatz gerade versucht.

Mehrheit bei CDU für Gemeinschaftsschule

2007-11-07

[photopress:cdu.schule_screenshot.jpg,full,alignleft]Auf der Homepage der CDU-Bürgerschaftsfraktion kann man an einer Online-Umfrage teilnehmen. Dabei kann man sich für oder gegen die Abschaffung der Gymnasien aussprechen. Auch wenn diese Frage schon im Ansatz falsch ist, schliesslich geht es um die Frage der individuellen Förderung statt Aussortierung, haben sich momentan eine Mehrheit für die Abschaffung der Gymnasien ausgesprochen (siehe Screenshot).

Wer statt der Aufteilung in Fiat und Mercedes lieber den „Mercedes für alle“ einführen möchte, kann die aktuelle Kampagne „Eine Schule für alle“ unterstützen.

UPDATE: Nachdem die Zahlen sich noch ein wenig nach oben verändert haben und es nun 65% pro Gemeinschaftsschule stand, hat die CDU die Umfrage von ihrer Seite genommen.

Datenschutz? Wird doch überbewertet…

2007-11-04

Zumindest der CDU-Senat der Freien und Hansestadt Hamburg versucht hier, kein Vorreiter zu sein. Gerade erst wurde die Schulsenatorin Dinges-Dierig mit einem Big-Brother Award für das umstrittene Schülerverzeichnis ausgezeichnet.

Durch den automatischen Abgleich der Schülerdaten mit den Einwohnermeldeämtern sollen vernachlässigte Kinder aufgespürt werden. Warum das den „Fall Jessica“ nicht verhindert hätte und eher die Ausländerbehörde Profiteur dieser Datensammlung ist, legt die Laudatio sehr deutlich dar.

Auch der Hamburger Datenschutzbeauftragte Lubomierski warnte Anfang des Jahres vor einem „Dammbruch beim Datenschutz“ und führt dieses Schülerregister als ein besonderes Beispiel an.

Jetzt aber soll es einen Schritt weiter gehen. Im § 9 der Hamburger Schul-Datenschutzverordnung heißt es eindeutig schwammig:

Die zuständige Behörde darf einer anderen Behörde oder sonstigen öffentlichen Stelle der Freien und Hansestadt Hamburg die in § 7 genannten personenbezogenen Daten aus dem Zentralen Schülerregister übermitteln, wenn dies zur Erfüllung ihrer Aufgaben oder zur Erfüllung der Aufgaben des Empfängers erforderlich ist. Die übermittelten Daten dürfen von der anderen Behörde oder sonstigen öffentlichen Stelle nur zu den Zwecken verarbeitet werden, zu denen sie übermittelt wurden.

Welcher Zweck auch immer, so lange er vorher als solcher angemeldet wurde. Und eine neuer Zweck steht an. Nach einer Drucksache, die der Senat in der kommenden Woche beschließen will, soll auch die Polizei Zugriff auf diese Daten bekommen. So sollen Schulschwänzer leichter erkannt werden.

Darüber hinaus soll auch jede Rangelei auf dem Schulhof in Zukunft der Staatsanwaltschaft gemeldet werden. Lehrer als Hilfspolizisten. Erfolgreiche Projekte an Schulen, den Kindern und Jugendlichen durch Konflikttraining eine Entwicklung zu ermöglichen, werden so ad absurdum geführt. Und die Staatsanwaltschaft sammelt einen Berg Daten über jeden normalen Schüler, jede normale Schülerin, die sich einmal rauft. Das kann man doch am besten auch ins Schülerverzeichnis schreiben, damit die Polizei gleich weiß, mit wie viel Widerstand zu rechnen ist.

Mein Vorschlag: Jede Schülerin und jeder Schüler bekommt einen RFID-Chip implantiert. Eine britische Schule hat hier schon erste Erfahrungen gemacht, die Chips jedoch nur in die Kleidung eingenäht. So kann leicht überprüft werden, welcher Schüler in welchem Klassenraum ist. Oder welche Schülerin nicht zum Unterricht erschienen ist. Am besten gleich mit einer Standleitung zu den Fahndungscomputern der Polizei, dann können Schulschwänzer automatisch zur Fahndung ausgeschrieben werden. Und am besten noch die Videoüberwachungsdaten von allen bekannten Treffpunkten automatisch mit den Bildern der Gesuchten abgleichen. Dann weiss das MEK gleich, wo es hin muss.

Spaß beiseite. Dieses Beispiel belegt einmal wieder, wenn Datenbestände angelegt sind, werden Begehrlichkeiten geweckt. Das hat ja auch schon die LKW Maut gezeigt. Und so wird schleichend der Datenschutz mit Trippelschritten immer weiter ausgehöhlt.

Eine Schule für alle!

2007-11-01

Unter dem Motto „Eine Schule für alle“ werden in Hamburg gerade Unterschriften für eine Volksinitiative  gesammelt. Ziel ist es, in Hamburg nach skandinavischem Vorbild eine Gemeinschaftsschule einzuführen, in der jedes Kind nach seinen individuellen Stärken und Schwächen gefördert wird.

[photopress:eine_schule_liste_1.jpg,full,alignleft]

Meine Unterschrift habe ich heute geleistet. Das gibt aber bestimmt zu Hause noch die eine oder andere Diskussion mit dem Hasen

Aber nach meiner Überzeugung ist aussortieren nicht der richtige Weg, mit unseren Zukunftsherausforderungen umzugehen. Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft dürfen wir niemanden abschreiben. Und auch für die leistungsstarken Kinder und Jugendlichen ist es wichtig, immer neue Herausforderungen und angemessene Förderungsmöglichkeiten zu ermöglichen.

Auf der Homepage der Initiative gibt es auch eine Vielzahl weitere Informationen und Argumente, sowie eine Unterschiftenliste zum Herunterladen.

Verweigerungshaltung

2007-08-23

Bei der heutigen Durchsicht der aktuellen Presse fällt eines auf. Der Senat übt sich in Verweigerung. Wissenschaftssenator Dräger, Schulsenator Dinges-Dierig und sogar Senatschef von Beust. Da kann man nur hoffen, das dann auch die Wählerinnen und Wähler diesem Senat eine weitere Legislatur verweigert.

Zum einen gibt es den Senator Dräger. Er ist ja in die Kritik geraten, weil ein großer Auftrag zur „Talentstadt“ durch eine Lenkungsgruppe unter seiner Leitung ohne öffentliche Ausschreibung an seinen ehemaligen Arbeitgeber Roland Berger vergeben wurde. Der Wissenschaftsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft wollte sich mit dieser Vergabe beschäftigen und auch die Sichtweise des Senators hören. Leider hatte der Senator das Ansinnen des Ausschusses nicht als wichtig angesehen.

Zwar gibt es Aussagen der Staatsräte Roland Salchow und Volkmar Schön, aber in einer solchen Frage darf ein Senator sich nicht hinter Staatsräten verstecken. Besonders pikant: Auch der Inhalt des Konzeptes „Talentstadt“ ist senatsintern massiv in die Kritik geraten. Eine interne Bewertung fällt ein vernichtendes Urteil: „Der Städtevergleich bleibt (. . .) banal und zugleich irreführend.

Aber auch die Schulsenatorin Dinges-Dierig verweigert die Aussage. In diesem Fall jedoch nicht vor einem Ausschuss, sonder vor Journalisten. Die wollten eigentlich nur Wissen, wie viele Lehrerstellen es in Hamburg gibt. Der Haken: Von den 15.207 Lehrkräften an staatlichen Schulen arbeiten über 44 Prozent in Teilzeit. Um einen wirklichen Vergleich zu ermöglichen, rechnet die Kultusministerkonferenz (KMK) in „fiktiven Vollzeitlehrerstellen“.

Zwar gibt es offiziell eine Unterrichtsversorgung von 100 Prozent, jedoch wurden die Klassenstärken erhöht. Folge ist, dass seit 2001 die an die KMK gemeldeten „fiktiven Vollzeitlehrerstellen“ von 15.567 auf 13.910 gekürzt wurden. Gleichzeitig kommen heute auf eine Lehrerstelle 17,4 Schüler, das sind über zwei mehr als vor Antritt des CDU-Senates.

Höhepunkt der Kuriositäten bei den Nachfragen: „Ich bemühe mich nach Kräften, diese Zahl aus meinem Kopf zu verdrängen.“

[photopress:Schornsteine_im_Nebel___Version_2.png,full,balken]

Und auch der Bürgermeister verweigert sich. Im MoPo Interview zum Klimaschutz-Konzept des Senates hat Ole von Beust gestanden, bisher keinen Ökostrom zu beziehen. „Privat nutze ich noch keinen Ökostrom. Aber es wäre ein guter Vorsatz.“

Eigentlich muss es dem Senat peinlich sein, dass zuerst der Klimaschutzbeirat 100 Prozent Ökostrom für die Stadt anregen musste. Dabei wurde der neue Stromliefervertrag mit Vattenfall, Betreiber von Pannenreaktoren, erst vor kurzem neu abgeschlossen. Auch eine klare Position zum Klimakiller Kohlekraftwerk Moorburg bleibt von Beust schuldig.

Es wird Zeit für das Original in Sachen Klimaschutz!

Schade…

2007-04-07

Eigentlich dachte man, die SPD habe endlich einen richtig tollen Kandidaten gefunden, mit dem auch ich grüner gut Leben kann. Leider hat er sich jetzt in einem Interview klar für den Erhalt der Gymnasien ausgesprochen. Und zwar nicht mit einer Begründung, die auf die Lernbedingungen eingeht oder sich mit den Kinder auseinander setzt.

Statt dessen sind die einzigen Punkte „Die Mehrheit der Bevölkerung in Hamburg möchte ihre Kinder auf ein Gymnasium schicken.“ und „Ich bin selbst ein Produkt des Gymnasiums“. Ich finde es extrem schwach, hier die Wünsche der Eltern als entscheidendes Argument anzuführen. Klar, das zielt auf die Wahlberechtigten, aber ist dadurch natürlich auch ein überaus populistisches Argument.

Meine Auffassung von Politik ist dagegen, mit ExpertInnen und der Bevölkerung die richtigen Lösungen zu erarbeiten und dann für eine mehrheitliche Unterstützung zu werben. Aber es kann nicht sein, hier die Debatte mit „das wollen die Leute doch sowieso nicht“ einfach wegzuwischen.

Ich hoffe, in der nächsten Zeit wird da in der SPD noch ein wenig Bewegung einsetzen. Denn ein zurückziehen auf die einfachen populistischen Standpunkte wird nicht reichen, um die Stadt zukunftssicher und nachhaltig zu entwickeln. Gerade durch den Wandel der Gesellschaft (Stichworte: Demografie, Wissensgesellschaft) sind die alten Lösungen nicht mehr passend.